In der modernen Geschäftswelt bedeutet Enablement häufig, dass wir Trainings wie mit der Gießkanne verteilen. Besonders bei Online-Kursen ist das einfach umzusetzen – und messbar. Ein Test am Ende oder zwischendurch zeigt, wo die Teilnehmenden stehen. Doch jeder, der sich mit Pädagogik und Didaktik auskennt, weiß: So kann Lernen nicht nachhaltig funktionieren.
Was macht ein Training erfolgreich?
Der entscheidende Faktor für den Erfolg eines Trainings ist nicht die Masse an vermittelten Inhalten, sondern der eigene Antrieb der Lernenden. Nur wer bereit ist, das Gelernte aufzunehmen, wird tatsächlich profitieren. Wir lernen am besten, wenn wir alle Sinne einbeziehen und Emotionen mit dem Lernprozess verbinden. Doch genau das ist bei Online-Trainings oft eine Herausforderung. Werden alle Kurse in derselben Umgebung konsumiert, fehlt die Verbindung zwischen Umgebung, Emotionen und Inhalten.
Lernwerkstätten statt Einheitsbrei
Für jedes Thema sollte daher eine eigene Lernwerkstatt entwickelt werden – eine Umgebung, die Inhalte erlebbar macht und Lernen durch Erfahren fördert. Das schafft eine emotionale Verbindung und erhöht die Aufnahmefähigkeit.
Erklären heißt Verstehen
Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg ist das Prinzip: „Wenn ich es erklären kann, habe ich es verstanden.“ Menschen wachsen, wenn sie Wissen weitergeben. Selbst introvertierte Personen werden zu Experten, wenn sie merken, dass ihr Wissen geschätzt wird und auf Interesse stößt.
Inspiration aus der Schule
Ein beeindruckendes Beispiel dafür bietet die Schule meiner Tochter. Dort gibt es sogenannte Lernecken, die zweimal wöchentlich stattfinden. Das Konzept ist simpel, aber genial:
- Es gibt verschiedene Ecken für unterschiedliche Fächer.
- Die Kinder entscheiden freiwillig, ob sie als Ratgeber ihr Wissen teilen oder eine Frage stellen möchten, bei der sie Unterstützung brauchen.
- Vielleicht erklärt heute das „Mathe-Ass“ einem anderen Kind den Dreisatz, während jemand anders sich in der Physik-Ecke bei einem Experiment helfen lässt.
Adaption für die Arbeitswelt
Dieses Modell lässt sich hervorragend auf die Arbeitswelt übertragen. Es basiert auf Freiwilligkeit und dem natürlichen Drang, Wissen zu teilen. Solche Ansätze fördern nicht nur den Wissensfluss, sondern auch die Wertschätzung innerhalb von Teams. Gleichzeitig folgt man dem Prinzip des Working Out Loud – Lernen und Wissen teilen wird sichtbar und greifbar.
Fazit
Enablement ist mehr als das Verteilen von Informationen. Es bedeutet, Räume zu schaffen, in denen Lernen durch Eigeninitiative und Interaktion stattfindet. Egal ob in der Schule oder im Arbeitsumfeld: Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Selbstständigkeit und der Freude am Teilen von Wissen. Nur so wird aus Lernen ein echter Gewinn für alle Beteiligten.