Krisen gehören zum Leben – sie sind unausweichlich, fordernd und oft überwältigend. Doch sie bieten auch eine Chance, gestärkt und mit neuer Klarheit daraus hervorzugehen. Wie wir Krisen bewältigen, hängt stark von unserer Einstellung, unserem Wissen und unseren Strategien ab. Dieser Beitrag beleuchtet einige wissenschaftlich fundierte Ansätze und Denkmodelle, um Herausforderungen zu meistern.
1. Das Glückshormon in der Krise
Oxytocin, bekannt als Glücks- und Bindungshormon, wird oft mit Freude und zwischenmenschlicher Nähe assoziiert. Doch erstaunlicherweise spielt es auch in Krisen eine wichtige Rolle. Nach den traumatischen Ereignissen des 11. Septembers wurde in New York ein deutlicher Anstieg der Geburtenrate festgestellt. Dieses Phänomen verdeutlicht, dass unser Gehirn selbst in scheinbar ausweglosen Momenten Mechanismen aktiviert, die uns Zusammenhalt, Nähe und sogar Hoffnung schenken. Nähe zu geliebten Menschen ist in einer Krise oft ein guter Rat.
2. Perspektivwechsel: Der Schlüssel zur Ordnung im Chaos
Wenn uns eine Krise zu überwältigen droht, hilft ein einfacher Trick: die Perspektive ändern. Entweder zoomen wir stark hinein oder hinaus. So kann beispielsweise jemand mit einer Angst vor Blut unter einem Mikroskop erkennen, dass Blut nicht furchterregend, sondern faszinierend und geordnet ist. Dieser Fokus erlaubt es, die emotionale Last zu reduzieren und Dinge objektiver zu betrachten.
3. Aushalten: Eine unterschätzte Superkraft
Nicht jede Krise lässt sich sofort lösen. Manchmal ist der einzige Weg, durchzuhalten. Im Lateinischen gibt es den Satz „Per aspera ad astra“ – „Durch Mühsal zu den Sternen“. Er erinnert uns daran, dass wir gerade durch das Aushalten von Widrigkeiten an Stärke und Weisheit gewinnen. Akzeptieren, was nicht zu ändern ist, bedeutet nicht aufzugeben, sondern für den Moment Frieden mit der Situation zu schließen.
4. Wachstum statt Resilienz
Resilienz wird oft als Ziel in der Krisenbewältigung genannt, doch dieser Ansatz greift zu kurz. In der Statik beschreibt Resilienz die Fähigkeit eines Materials, nach Belastung in seine ursprüngliche Form zurückzukehren. Unser Ziel sollte jedoch sein, gestärkt und verändert aus Krisen hervorzugehen – mit mehr Wissen, Selbstvertrauen und Klarheit.
5. Die Amygdala: Die Drama Queen des Gehirns
In der Krise übernimmt oft die Amygdala – unser emotionales Zentrum – die Kontrolle. Sie ist die „Drama Queen“ des Gehirns und neigt dazu, sinnvolle Gedanken zu vermischen und die Situation schlimmer erscheinen zu lassen, als sie ist. Ziel ist es, aus diesem emotionalen Strudel auszusteigen und in den frontalen Kortex zu gelangen, den rationalen Teil unseres Gehirns. Nur so können wir wieder klar und zielgerichtet denken. Das gelingt oft durch das niederschrieben und sortieren.
6. Protokolle für die Krise
Piloten warten nicht auf den Ernstfall, um dann spontan zu entscheiden, was zu tun ist. Sie arbeiten mit klaren Checklisten und Protokollen. Ähnlich können wir uns auf Krisen vorbereiten, indem wir uns Strategien für unsere Sinne und Gedanken zurechtlegen. Diese „mentalen Checklisten“ helfen uns, auch unter Druck ruhig und handlungsfähig zu bleiben.
Fazit
Krisen sind unausweichlich, aber wir können lernen, sie als Chance zu sehen. Ob durch Perspektivwechsel, die Fähigkeit, schwierige Situationen auszuhalten, oder das Entwickeln von Protokollen – jeder Schritt hilft, mit Stärke und Klarheit hervorzugehen. Statt uns nur auf Resilienz zu fokussieren, sollten wir nach Wachstum streben. Denn durch das Überwinden von Krisen werden wir nicht nur stabiler, sondern auch weiser und kraftvoller.